Je nach Kultur, Umständen und Lebensphase sehen sich diejenigen, die sich von der Masse abheben, oft einer Anzahl von Schwierigkeiten gegenüber. In Japan wird den Kindern zum Beispiel von klein auf eingetrichtert „Der hervorstehende Nagel wird niedergehämmert“, (deru kui wa utareru, ?????????). Dies ist vielleicht eine klischeehafte Betrachtungsweise, die sich jedoch in vielfältigen Aspekten des Lebens in Japan widerspiegelt.
Hier sind einige wenige Beispiele: die Lautsprecher in den Kindergärten, die den Kindern Disziplin beibringen sollen (und die ich in westlichen Ländern nie gesehen habe), die Liebe zur Gleichförmigkeit, die sich in hundert Menschen ausdrückt, die alle ähnliche Anzüge von gleicher Farbe tragen, in einer aus dreißig Personen bestehenden Reisegruppe, die alle dasselbe Mittagessen wie ihr Reiseleiter bestellen, um die Harmonie zu wahren
und um dem Restaurant keine Probleme zu bereiten, oder auch in der (gelegentlich kritiklosen) Liebe von Regeln und Vorschriften.
Diese landestypische Verhaltensweisen, so bewundernswürdig sie zu einem gewissen Grad auch erscheinen mögen, passen aber möglicherweise
überhaupt nicht zu dem wachsenden Bedarf nach unternehmerischem Denken und nach einer neuen Dynamik, die erforderlich sind, um dem Land, seiner Wirtschaft und seiner vergleichsweise besonders stark schrumpfenden Bevölkerung zu neuem Schwung zu verhelfen.
Zuhause in Großbritannien, der Heimat des Punk und vieler anderer persönlicher Ausdrucksformen, herrscht die Tradition, den Individualismus willkommen zu heißen und ihn sogar zu feiern. Viele würden sogar das Gegenteil des japanischen Standpunkts vertreten und behaupten: „Alle Nägel sollten herausragen!“.
Für mich persönlich bedeutet es, mich in positivem Sinne von der Masse abzuheben, dass ich meinen eigenen Weg gehe, die „Herdenmentalität“ meide und meine einzigartige Individualität als Experte in meinem Bereich zum Ausdruck bringe.
Zwei meiner Lieblingsformulierungen, die diese Herangehensweise verdeutlichen, sind „quer denken“ und „keine Mühe scheuen“.
Aus der beruflichen Perspektive gesehen, war es angesichts des leichten Zugangs zum Übersetzungsmarkt – der durch die fallenden Computer- und Internetzugangspreise stets noch einfacher wird – niemals so wichtig wie heute, sich aus der Masse hervorzuheben.
Ausgerüstet mit einfachen Sprachkenntnissen, einem Breitbandanschluss und einer Liste von Agenturen erliegen Viele der Versuchung, unzählige Stunden damit zu verbringen, identische oder minimal abgeänderte Lebensläufe per E-Mail an Agenturen auf der ganzen Welt zu versenden und diesen zu versprechen, dass sie – wie so manche Agentur – fast jeden Auftrag zu jedem beliebigen Thema erledigen können. Anders ausgedrückt, sie suchen verzweifelt nach Aufträgen und machen dies schmerzhaft offensichtlich.
Man könnte einen solch generalisierenden Ansatz mit einem Schleppnetzfischer vergleichen – 90 % seines Fangs sind wertlos. Wenn man viele Jahre darauf verwendet, alle Arten von Aufträgen mit bestenfalls durchschnittlicher Qualität zu erledigen, anstatt sich und sein Angebot zu spezialisieren, abzugrenzen und hervorzuheben, so bedeutet dies, dass man wertvolle Gelegenheiten ungenutzt verstreichen lässt, um seine Fähigkeiten zu steigern und somit immer besser zu werden.
Ein realistischerer und vernünftigerer Ansatz besteht im Gegensatz dazu eher darin, sich auf einige wenige Bereiche, maximal zwei oder drei, zu konzentrieren. In meinem Fall sind dies die Bereiche Recht (hauptsächlich Verträge), Technik (typischerweise Beschreibungen und Bedienungsanleitungen) und Finanzen (meist Bilanzen).
Vielleicht lässt sich dieser Unterschied damit vergleichen, dass man das Fischen mit dem Schleppnetz sein lässt und stattdessen anstrebt, ein Experte im Angeln zu werden. Wenn man sich auf das fokussiert, was man am besten kann und was einem die meiste Freude bereitet, so führt dies höchstwahrscheinlich zu einem gesteigerten finanziellen, beruflichen und finanziellen Nutzen.
Sich aus der Masse hervorzuheben bedeutet vor allen Dingen, sich auf den Fisch zu konzentrieren, den man wirklich fangen will, und das in einem Teich oder See, den man wie seine Westentasche kennt.
Man kann es nicht allen recht machen.
Dies erscheint zwar offensichtlich, doch die Schwemme von Webseiten mit Rückwärtsauktionen und von Aufträgen zu Minimalhonoraren, die Unmengen von Angeboten anziehen, lässt vermuten, dass Viele dies erst noch begreifen müssen.
Mein herzlicher Dank gilt Andrew Morris für seine Inspirationen zu diesem Thema.
(https://www.facebook.com/standingoutasatranslator)